Kirchweih in Altdorf

Warum feiern wir „Kirchweih“?

Ein Kirchweihfest geht allgemein auf den Einweihungstag einer Kirche oder auf den Namenstag/Gedenktag des Heiligen zurück, auf den die Kirche geweiht wurde.
Eine Einweihung bedeutet ursprünglich, dass ein Gegenstand bzw. Gebäude in besonderer Weise mit Gott in Verbindung gebracht bzw. ihm zur Verfügung gestellt werden soll. Natürlich war auch unseren Vorfahren klar, dass eine Begegnung mit Gott nicht nur in bestimmten Tempeln (siehe dazu das Tempelweihgebet des König Salomos in 1.Könige 8,27-30) oder Kirchen stattfinden kann und dass Gott selbst keine geweihten Räume oder Gegenstände braucht, sondern eine Begegnung mit ihm überall stattfinden kann. Aber zumindest mir hilft es manchmal, wenn ich bestimmte Orte aufsuche, an denen ich mich besser auf meinen Herrn ausrichten kann. Und dass uns Gott solche Möglichkeiten gibt, ist für mich ein Grund zum Feiern.

Warum feiern wir zu diesem Zeitpunkt „Laurentius-Kirchweih“?
Altdorf geht auf ein fränkisches Königsgut des 8.Jahrhunderts zurück. Zu jedem größeren fränkischen Königshof gehörte eine Martinskapelle, die auch in einer Altdorfer Stiftungsurkunde als „sant Mertenis capellen auff dem kirchoff“ erwähnt wird.
Seit dem Mittelalter prägt die „Laurentiuskirche“ das Altdorfer Stadtbild. Diese Kirche wurde im Zuge der Stadterhebung 1387 als dreischiffige gotische Basilika auf dem Platz eines Vorgängerbaus errichtet und dem Märtyrer Laurentius geweiht (Weitere Infos zur Geschichte der Laurentiuskirche und weiterer Kirchen in und um Altdorf finden sich hier).
Der Gedenktag des Laurentius ist der 10. August, weshalb die Laurentius-Kirchweih in Altdorf auch heute noch auf diesen Tag bezogen gefeiert wird.

Wer war dieser „Laurentius“?
Laurentius von Rom war ein enger Mitarbeiter und Finanzverwalter von Papst Sixtus II, der in Rom als Kirchenoberhaupt regierte. Im Jahr 257 erließ Kaiser Valerian, der als Christenverfolger in die Geschichte einging, ein Edikt, das unter Androhung der Todesstrafe die christliche Lehre verbot. Sixtus II wurde verfolgt und enthauptet. Der Legende nach beauftragte Valerian Laurentius, ihm die Kirchenschätze auszuhändigen. Laurentius jedoch erbat sich vom Kaiser drei Tage „Bedenkzeit“. Diese nutzte er, um die Armen, Leidenden und Aussätzigen Roms zu speisen und neu einzukleiden – bis das Vermögen aufgebraucht war. Dann sammelte er die ganze Schar um sich und zog in einem wahren Triumphzug zum Präfekten des Kaisers, um diese Schar als „wahre Schätze der Kirche“ vorzustellen. Da kannte Kaiser Valerian keine Gnade mehr. Er ließ Laurentius auf einem Rost zu Tode brennen, weshalb Laurentius häufig – wie auch bei uns in Altdorf – mit einem Rost dargestellt wird.

Um Laurentius letzte Worte ranken sich unterschiedliche Legenden: An den Kaiser gerichtet soll Laurentius gesagt haben: „Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.“ Einer anderen Legende nach soll er seinen Henker aufgefordert haben, ihn wie eine Bratwurst auf dem Rost umzuwenden, weil die eine Seite doch schon gar sei.
Sein Gottvertrauen und seinen Humor hat er also auch im Angesicht des Todes nicht verloren.
Sicher kannte er das „Gebetsbuch der Bibel“, die Psalmen. Und vielleicht hatte er auch in diesen Zeiten einen Psalm auf den Lippen bzw. im Herz.

Mit Psalm 31,15-16 könnte er gebetet haben:

Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche:
Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen!

Diese Worte haben wir u.a. auch gebetet, als wir im Herbst 2020 im Rahmen der Sanierung des Laurentiuskirchturms die goldene Kugel befüllt haben und diese wieder auf die Spitze des Turms gesetzt wurde.

Seitdem „schwebt“ sie wieder ca. 46m über Altdorf uns soll auch für zukünftige Zeiten etwas von der Lebens- und Glaubensgeschichte unserer Stadt überliefern. Die Kugel enthält jetzt u.a. aktuelle Exemplare des „Botens“ und des „Stadtblicks“, einen ökumenischen Gruß, diverse jüngere und ältere Artikel, Niederschriften, Bau- und Umbaupläne der Kirche und der Stadt, einen historischen Kirchenschlüssel und aktuelle und historische Münzen.
Eine dieser gestifteten Münzen stammt aus dem dritten Jahrhundert nach Christus und zeigt den vorher genannten Kaiser Valerian, unter dessen Herrschaft Laurentius sterben musste.

Valerians Zeit ist lange abgelaufen, aber Laurentius überdauerte als Patron unserer Kirche die Zeiten und lädt dazu ein, dass wir uns in hellen und dunklen Tagen, in Fest- und Trauerzeiten dem anvertrauen, der über Raum und Zeit regiert und der verspricht und anbietet:

„Siehe, ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,20)

Jesus Christus: Gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)